Porsche 911 GT3 RS: Rennstreckenfokussierter GT3 RS im Test (2024)

  • Gewicht
  • Antrieb und Performance
  • Vor- und Nachteile und Fazit

Ein Blick in den Rückspiegel. Liegt er jetzt da, obendrauf auf dem riesigen Heckflügel? Hockenheimring, Parabolica, Tempo 200 erreicht der GT3 RS weit vor der Spitzkehre, aus dem Stand genügen ihm 11,1 Sekunden, um diese Geschwindigkeit zu erreichen. Jetzt sollen 75 Kilogramm mehr auf den angetriebenen Hinterrädern lasten (144 kg insgesamt) – so viel wie jener genormte Autofahrer wiegt, der in diversen Herstellerangaben miteingerechnet wird. Max Mustermann lümmelt da also jetzt herum. Wobei, die Anspannung dürfte schnell auch die letzte Faser seines Durchschnittskörpers straffen. Sicher kein lustiger Job heute. Hinterm Lenkrad dagegen: beste Laune. Was ja zu erwarten war.

Wer hat die Hosen an?

Ob diese Vorhersehbarkeit den Fahrspaß in eine beige Bundfaltenhose steckt, ihm die Spitzen seiner Emotionalität abfeilt? Nein. Du kannst es kaum erwarten, dich von dem engen Schalensitz in die Zange nehmen zu lassen. Willst jede Faser des Alcantaralenkrads einzeln mit High Five begrüßen. Verwegen linst du auf das Tastenensemble rechts von dir, denkst kurz darüber nach, Stabilitäts- und Traktionskontrolle auszuschalten, auf jeden Fall aber die Klappen der Abgasanlage zu öffnen, die dich eben schon mit ihren bläulich angelaufenen Titan-Endrohren auffordernd anglotzten.

Mach hin, starte mich. Jaja, schon gut, immer mit der Ruhe. Zuerst: wiegen. Mit vollem 90-Liter-Tank (Serie: 64 Liter), aber ohne Fahrer. Das dennoch 1.508 statt 1.430 Kilogramm zusammenkommen, liegt daran, dass sich Porsche offenbar um unser Wohlbefinden sorgt. Der Testwagen tritt sozusagen in der Komfortvariante an, ausgestattet mit Navi, Digitalradio-Tuner und Bose-Audioanlage sowie Klimaautomatik.

Zahlensalat

Ja, gut aufgepasst, der ähnlich ausgestattete vor rund einem Jahr getestete GT3 wog nur 1.445 Kilogramm. Das lässt sich zumindest zum Teil mit dem beim RS alternativlosen Doppelkupplungsgetriebe erklären. Dazu kommen noch breitere Räder, vorn 265/35-20 statt 245/35-20, hinten 325/30-21 statt 305/30-20, ebenfalls ein RS-Standard. Die Reifen? Michelin Pilot Sport Cup 2, aber in der zivilen, nicht in der rennstreckenfokussierten R-Spezifikation. Das Gewicht ließe sich mit dem 17.850 Euro teuren Weissach-Paket weiter drücken, angeblich um 18 kg. Weil dann auch Koppelstangen und Stabilisatoren aus Kohlefaser-verstärktem Kunststoff bestehen, so die ungefederten Massen verringern. Bonus: noch mehr Dynamik. S-GO 5038 muss also ohne Paket begeistern. Was ihm problemlos gelingt.

Steckt eh schon viel Motorsport drin: Uniball- statt elastokinematischer Gelenke spitzen die Steifigkeit zu. Zusatzfedern an der MacPherson-Vorderachse und der Mehrlenker-Hinterachse erhöhen die Vorspannung der Hauptfedern und damit den mechanischen Grip. Fahrzeughöhe, Spur und Sturz lassen sich variieren. Viel Freude beim Herausfahren der persönlichen Abstimmung. Erheblich leichter fällt es, die passende Sitzposition zu finden: den perfekt geformten Schalensitz manuell und millimetergenau an die Pedale heranratschen, das schnörkellose Lenkrad heranziehen – passt. Höhenverstellung? Gibt’s auch, sogar elektrisch, weil die Technik kein Mehrgewicht bedeute, beteuert Porsche.

Längst arbeitet das Vierliter-Aggregat im Leerlauf, mit jener angemessenen Nervosität, die es von den Carrera-Motoren aus dem Benimmkurs für die Großserie unterscheidet. Sobald der Gasfuß zuckt, springt es dich von hinten an, umklammert dich, lässt nicht mehr los. Über das maximale Drehmoment von 470 Nm lachen längst Vierzylinder-Dieselmotoren, der Neid über die permanent lodernde Drehfreude lässt ihre Zylinderköpfe jedoch rot glühen.

McLaren 720S und Porsche 911 GT2 RS im TestZwei Supersportwagen auf der Rennstreckemehr lesen

Starre? Gewünscht!

Der Sechszylinder-Boxermotor hechtet durch das extrem breite Drehzahlband, tobt jenseits von etwa 6.200/min noch etwas aufgebrachter, nimmt sich bei rund 8.300/min wieder etwas zurück, verlangt aber erst bei 9.000 Umdrehungen nach dem nächsten Gang. Vor allem der starre statt von Hydrostößeln geregelte Ventiltrieb ermöglicht dieses Drehzahlfest, das du immer wieder feierst. Konnte der GT3 auch schon? Sicher, doch der eine oder andere Handgriff tief in den Brennräumen und der Luftführung bringt eben jene 20 PS und 10 Nm, die sich in den besseren Fahrleistungen belegen lassen. Wie gesagt: schwereres PDK-Modell, dessen Räder einen höheren Abrollumfang aufweisen. Die Werksangabe reißt es jedenfalls, 3,4 statt 3,2 von null auf 100, 11,1 statt 10,6 Sekunden auf 200. Nichts, weshalb die GT-Verantwortlichen den Beichtstuhl ihres Vertrauens aufsuchen müssten.

Vielmehr zählt der RS-Fahrer zu den Sündern, wolllüstet immer wieder in Richtung Begrenzer, bekommt nicht genug vom Brodeln und Eruptieren des mit 13,3 : 1 verdichteten Boxers, lässt sich von seinem heiseren Schreien, das immer in mechanische Hysterie zu kippen droht, die Unterarmbehaarung aufstellen. Er bestaunt jedesmal die nochmals dramatisierten Gangwechsel des Siebengang-Doppelkupplungsgetriebes, lässt es für sich arbeiten, weil er es selbst kaum besser könnte. Zumal der zornige Elfer mit Konzentration in die Ecken geworfen werden will, denn er ist Profi, erwartet das auch von seinem Fahrer. Der verliert sich aber gerade darin, erneut die Applikationskünste der Lenkungsingenieure zu bewundern. Wie der allradgelenkte RS unverblümt, nur von minimalem Lenkimpuls getrieben in Kurven stürzt – irre. Und auf dem Nachhauseweg behelligt er dich nicht, gestattet einen von Spurrillen recht unbeeindruckten Geradeauslauf. Da schimmert sie wieder durch, die Komfortvariante.

Wer will noch mal?

Noch allerdings hetzt der GT3 über den Rundkurs, schient sich durch die Sachskurve, stürzt sich durch die Senke, fegt durch die Süd- und bolzt durch die Nordkurve. Die Traktion kommt ihm nur abhanden, wenn du es willst, alles in einem Tempobereich, in dem du das eigentlich nicht willst. Doch auch der RS erlaubt sich einen Grenzbereich, lässt dir Raum, zu reagieren. Du vertraust ihm auch wegen seiner verlässlichen Bremse, einzig die Verzögerungswerte bleiben mit durchschnittlich 11,8 m/s² hinter den hohen Erwartungen zurück. Während du Runde um Runde abreißt, ein bisschen mit dem RS ringst, dich von ihm fordern lässt (Nein, nicht andersherum. Du forderst ihn nie), fragst du dich: Gelang das dem GT3 nicht schon mit nahezu identischer Brillanz? Es geht hier nicht um Langeweile, sicher nicht. Aber das Mehr fehlt, jene große Rakete, die aus ihrer Chemie noch ein bisschen mehr Funkeln und Glitzern herausholt, so das prächtige Feuerwerk krönt. Die Fahrdynamik-Messwerte bestätigen den Eindruck, sie liegen auf dem hohen Niveau des GT3 – obwohl heute der 75-kg-Mustermann mit dabei war.

Vor- und Nachteile

Karisserie

perfekte Sitzposition

gute Platzverhältnisse für einen Rennwagen

ordentlicher Kofferraum

durchdachte Ergonomie

Überrollkäfig erspart Diskussion darüber, wer hinten mitfahren darf

unbedingter Abtrieb gewinnt gegen Übersichtlichkeit nach hinten (Heckflügel)

knisterfreie Verarbeitung

Fahrkomfort

fantastische Schalensitze, aus denen man kaum aussteigen möchte - könnte man auch nicht

bemerkenswerter Federungskomfort

nur die besten Geräusche dürfen in das co*ckpit eindringen - und davon reichlich

Klimaautomatik kühlt nach Kräften erhitzte Gemüter

Antrieb

"Zögern" kennt der Antriebsstrang nicht

Fahrleistungen erlauben es, später aufzubrechen

Getriebeabstimmung macht Selbstschalten überflüssig

Fahreigenschaften

unbedingte Agilität

recht breiter Grenzbereich

gilt beides schon für den GT3 ohne RS

Sicherheit

hohe Bremsleistung

penibel appliziertes ESP

Umwelt

angemessener Verbrauch

kein Start-Stopp-System

Kosten

hoher Werterhalt

absurde Preispolitik

Fazit

Natürlich brilliert der RS mit wahnwitzig-agilem Handling. Immer wieder überraschend: der dabei breite Grenzbereich. Aber auch: wie wenig überzeugend es ihm gelingt, sich vom GT3 abzusetzen.

Technische Daten

Porsche 911 GT3 RS GT3 RS
Grundpreis195.137 €
Außenmaße4557 x 1880 x 1297 mm
Kofferraumvolumen125 l
Hubraum / Motor3996 cm³ / 6-Zylinder
Leistung383 kW / 520 PS bei 8250 U/min
Höchstgeschwindigkeit312 km/h
0-100 km/h3,4 s
Verbrauch12,8 l/100 km
Testverbrauch13,6 l/100 km

Alle technischen Daten anzeigen

zur Startseite

Porsche 911 GT3 RS: Rennstreckenfokussierter GT3 RS im Test (2024)

FAQs

Is GT3 or GT3 RS better? ›

Porsche GT Trim Levels

Porsche 911 GT3 RS: The next step up from the GT3 trim where the focus on delivering on the race-track is even a higher priority. With a slightly different engine and wheel carriers, the RS has improved the dynamic camber control bettering how performance on Malibu roads and the race track.

Can you daily drive a Porsche 911 GT3 RS? ›

Yes, you can. I would recommend finding roads that are pretty smooth. Porsche is actually pretty good at building extreme performance cars that can still be streetable, but it's not to everyone's taste to actually use them in this way.

What is so special about the GT3 RS? ›

The GT3 RS and S/T models get tuned up to 518 horsepower and come with more aero elements to increase downforce to stick them to the road. The GT3 RS comes with an outrageous rear wing that incorporates a drag-reduction system similar to those on Formula 1 race cars.

Which is faster GT3 RS or GT4 RS? ›

At full whack, the GT3 RS will hit 296kph and go from 0-100kph in 3.2 seconds. The GT4 maxes out at a higher 315kph but has a slightly slower up-to-the-ton figure of 3.4 seconds. Yas Marina Circuit was an ultra-pertinent venue, given that these statistics nudge the ones on the spec sheets of F1 cars.

Which car can beat Porsche 911 GT3 RS? ›

► Chevy impresses, but can it topple Porsche? For the first time ever, the hot version of the definitive US sports car seriously could beat the range-topping 911.

Which is faster Turbo S or GT3 RS? ›

With up to 640 horsepower, the Turbo S is a lot more powerful, and significantly faster, than anything in the GT3 lineup. A Turbo S Coupe can run from 0 to 60 in a lightning-fast 2.6 seconds. The GT3 RS can manage the same feet in a still-impressive 3.0 seconds.

Does Porsche 911 GT3 hold value? ›

Porsche 911

Its wide model range varies substantially in price but the hardcore GT3 variant is the top performer. This hardcore track car will hold on to 63.31 per cent of its initial value, while the roofless Targa variant is the worst performer of the line-up at a rate of 47.7 per cent.

Is the Porsche 911 GT3 RS comfortable? ›

But it is a surprise to find out just how approachable it is, on the road or the track. It's not even Porsche's most extreme road car - that prize goes to the less comfortable 718 Cayman GT4 RS with its noisier cabin that's great when you're in the mood, but a bit annoying when you're not.

How long does a Porsche GT3 last? ›

You should at the very least expect your Porsche vehicle to last 100,000 miles, but some drivers can get more than that out of their vehicles. Under the best circ*mstances, a Porsche could last you for 150,000 miles or around 10 years.

How many GT3 RS are made each year? ›

Porsche 911 GT3 Production Build Numbers
CarYears ofUnits Built
991.1 GT3 RS2016–20174,500
991.2 GT3 - PDK2017–20199,500
991.2 GT3 - Manual2017–2019
991.2 GT3 RS2018–20194,880
14 more rows

How rare is a GT3 RS? ›

Some sources put total production for the 997.2 GT3 RS coupes with the 3.8-liter engine at approximately 1,619 units, a mere 100 of which are said to have been produced for the 2011 model year, making it among the rarest of 911 models produced in any given model year.

Is GT3 RS limited production? ›

Porsche has been talking about it since last fall, but now it has officially released this limited-edition car with the impressive name of 911 GT3 RS Tribute to Carrera RS.

Which is better GT2 RS or GT3 RS? ›

On paper at least, the two RS models represent different tiers of performance as the 991-generation GT2 RS has 700 horsepower whereas the new GT3 RS makes do with "only" 518 hp. Despite the 182-hp gap, the 992-generation GT3 RS proved to be substantially faster thanks to its comprehensive aero package.

What does GT3 RS stand for? ›

RS is short for the German RennSport, literally "racing sport" in English. The "RS" moniker, and the characteristic lightweight blue or red wheels and "GT3 RS" side stickers link the 996 GT3 RS to historically important Porsches such as the Carrera 2.7 RS of the early 1970s.

What does RS stand for in Porsche? ›

What does Porsche RS stand for? RS is short for 'rennsport', which means racing in German. The Porsche RS story started back in 1957 when the name was applied to the 718 RSK race car, six years before the first 911 was even launched.

What is the top speed of the GT3 vs GT3 RS? ›

On the run down the long front straight to Turn 1, the 911 GT3 RS hits 160.5 mph versus 163.8 for the GT3 Cup.

Is the GT3 RS better than GT2? ›

On paper at least, the two RS models represent different tiers of performance as the 991-generation GT2 RS has 700 horsepower whereas the new GT3 RS makes do with "only" 518 hp. Despite the 182-hp gap, the 992-generation GT3 RS proved to be substantially faster thanks to its comprehensive aero package.

What does RS stand for in GT3 RS? ›

RS is short for 'rennsport', which means racing in German. The Porsche RS story started back in 1957 when the name was applied to the 718 RSK race car, six years before the first 911 was even launched.

References

Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Maia Crooks Jr

Last Updated:

Views: 6508

Rating: 4.2 / 5 (63 voted)

Reviews: 86% of readers found this page helpful

Author information

Name: Maia Crooks Jr

Birthday: 1997-09-21

Address: 93119 Joseph Street, Peggyfurt, NC 11582

Phone: +2983088926881

Job: Principal Design Liaison

Hobby: Web surfing, Skiing, role-playing games, Sketching, Polo, Sewing, Genealogy

Introduction: My name is Maia Crooks Jr, I am a homely, joyous, shiny, successful, hilarious, thoughtful, joyous person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.